Textatelier
BLOG vom: 13.10.2021

Die Fliegenkesselfalle des giftigen Aronstabs

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Aronstab mit Hüllblatt und Kolben (Foto Elisabeth Faber)
 

Anlässlich einer Wald-Exkursion 2017 mit Dr. Ruth Noack und dem Leiter der BUND-Ortsgruppe Schopfheim, Klaus Böttger, sahen die Teilnehmer auch den Aronstab. Auch bei Wanderungen, wie vor einigen Wochen, als wir auf dem Weg von Holzen zum Rastplatz Golfplatzblick waren, entdeckte ich mehrere Exemplare des Aronstabes im Laubwald.  Wie wir sehen werden, hat der Aronstab eine aussergewöhnliche Bestäubungstechnik. So manche Fliegen gehen ihr auf den Leim.

 


Zeichnung Aronstab
 

Raffinierte Bestäubungstechnik
Unter den Blüten gibt es besonders raffinierte, die ihre Besucher gefangen nehmen, um zu einer Bestäubung zu gelangen. Die Aronstabgewächse und Arten der Osterluzei besitzen solche Blüten. Betrachten wir einmal eine Aronstabblüte, die sich von April bis Juni entwickelt. Der an der Spitze purpurrot gefärbte kolbige Blütenstand ist von einem keilförmigen grünlichen Hüllblatt umgeben. Die Insekten (Fliegen, Schmetterlingsmücken) werden durch einen intensiven Harn- bzw. Aasgeruch angelockt. Der Aronstab (Arum maculatum) entwickelt in seinem Inneren auch Wärme (bis 40 °C), dadurch werden Duftstoffe intensiver an die Umgebungsluft verbreitet. Die Insekten bekommen in den noch kühlen Frühjahrsnächten eine beheizte Unterkunft. Wenn sich Schmetterlingsmücken auf das mit einem dünnen Ölfilm ausgestattete Blütenblatt setzten, rutschen sie in den Kessel. Sie fallen zwischen den Reusenhaaren durch. Dort befinden sich die männlichen und weiblichen Blüten. Die umherkriechenden Insekten betäuben die weiblichen Blüten. Erst nach erfolgter Bestäubung geben die starren Borsten, die sich oberhalb der weiblichen Geschlechtsorgane befinden, nach, und die mit Pollen beladenen Insekten können die Falle verlassen. Danach gehen die Insekten wieder durch den Aasgeruch einer anderen Aronstabpflanze auf den Leim.

 


Aronstab (Foto Heinz Scholz)
 

Giftigkeit des Aronstabes
Der Aronstab wurde zur Giftpflanze des Jahrs 2019 gewählt.

Der Aronstab ist geschützt und alle Teile sind wegen ihres Gehaltes an Aroin, Nicotin und Oxalat giftig. Achtung! Es gab schon Verwechslungen beim Bärlauchsammeln. Die Blätter sehen ähnlich aus und verstecken sich unter den Blattteppichen des Bärlauchs.

Für Kinder sind die leuchtend roten Beeren wegen ihres süßlichen Geschmacks eine Gefahrenquelle. Vergiftungen äußern sich in Magen-Darmbeschwerden, Schwindelgefühl, Krämpfe in den Extremitäten.
Der Aronstab ist auch für Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Hunde, Katze und Vögel giftig.

 

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst